Irritation und Verwirrung

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Liebe Angela Merkel

angela_merkel_copyright_by_mathias_bothorFoto: Mathias Bothor

Liebe Bundeskanzlerin,

bei Ihrem Amtsantritt
hatte ich mich noch gefreut:

Dieses dumme Gequatsche,
Frauen würden es bei gleicher Bezahlung
nicht in Führungspositionen schaffen,
könnte endlich aufhören.

Ein eloquenter Augur
brachte es für mich auf den Punkt:

Es hat sich als ein Glücksfall erwiesen,
daß ein Historiker während der Wiedervereinigung Kanzler war,
es ein Jurist bei der Durchsetzung
der Arbeitsmarktreformen und
es könnte sich als ein Glücksfall erweisen,
daß eine Physikerin die große Koalition anführt.“

Mir hatte besonders Ihr testosteronfreies Regieren
auf europäischer Ebene gefallen.

In Ihrer gestrigen Regierungserklärung
rechtfertigen sie als Kanzlerin eines Landes,
das sich für zwei Weltkriege, für den Holocaust*, für millionenfachen Tod
verantwortlich fühlt, das ‚Brandopfer‘ in Afghanistan.

Einen Krieg, der weder international
noch durch das afghanische Volk selbst
demokratisch legitimiert ist.

Sie wissen,
daß bei diesem bestialischen Anschlag
unter deutschem Kommando
Menschen, Mütter, Väter und Kinder
verbrannt worden sind.

Nie wieder darf von deutschem Boden Gewalt ausgehen!
Sie wissen, daß friedliche Revolution möglich ist.

Trotzdem rechtfertigten Sie, kinderlos und empathiefrei,
auch den hundertfachen Bombenmord an hilflosen Kindern
in völkerrechtswidrig besetzten Gebieten.
Sie, die mit Hilfe der Dienste
via Satellit bei dieser menschenverachtenden
‚Wahlkampfveranstaltung‘ zuschauen konnten!

Sie nennen solche Verbrechen legitime Selbstverteidigung
und befeuerten zur Ablenkung des Publikums
wochenlang die Gazetten
mit der ‚Brandopferleugnung‘ eines 85 jährigen Verwirrten
und Sie belehrten den Papst.

Wären Sie Kanzlerin
während des zweiten Golfkriegs gewesen,
hätten wir schon an diesem verbrecherischen Angriffskrieg
gegen den Irak teilgenommen.

Sie umarmten sogar den Terroristen George Bush,
der dieses Kriegsverbrechen zu verantworten hat.

Mit dem Historiker Kohl
hätte es niemals auch nur
eine Bombardierung Belgrads gegeben!

„Sozial ist was Arbeit schafft“,
ist mit Abstand das Dümmste, was Sie jemals nachgequatscht haben.

Sie haben bis jetzt nichts
gegen die Energiemachtmonopole unternommen,
die uns betrügen, uns entmachten, Energie zu teuer besorgen,
nicht einsparen wollen, verlustreich transportieren
und eine vernünftige Entwicklung
unseres Landes und damit Arbeitsplätze
konsequent verhindern.

Sie bezeichnen als Physikerin schon lange bekannte
Wahrheiten des politischen Gegners in der Energiepolitik
als unrealistisch, aber eine sichere Endlagerung des Atommülls
über den Zeitraum von Millionen Jahren als realistisch.

Sie sind als ehemalige Bundesumweltministerin
maßgeblich für die haarsträubenden Verhältnisse
im Zwischenlager Asse verantwortlich!

Aber in adenauerischer Tradition der C-Partei
statt als Physikerin betonen Sie:
„Keine Experimente“

„Natürlich muß ins Grundgesetz,
daß wir nachfolgenden Generationen
kein jahrtausendelang strahlendes Erbe hinterlassen dürfen!“

Und auch keine Schulden!

Aber die größten Verbrecher
feiern schon ‚Wiedergeburtstag‘ bei Ihnen im Kanzleramt!

Man muß nur immer mit Krise,
Mangel und Terror drohen,
schon wählen die Schafe ihre Schlächter.

Ihre neueste wahlkämpferische Äußerung,
durch den Beginn Ihrer Kanzlerinnenschaft
seien die Arbeitslosenzahlen deutlich gefallen,
ist Ihnen aber sichtlich peinlich.

Das ‚Weiterso‘ einer rechten,
schwarzgelben Regierung,
die die vielfältige linke Mehrheit
in diesem Land ignoriert,
die im Interesse ihrer Klientel
eine vernünftige Umsteuerung
in der Energie-, Wirtschafts-, Finanz-
und Arbeitsmarktpolitik
weiter verhindert, kann sich nicht auszahlen.

Sie muß verhindert werden!

Und noch was:
Wer Andere auffordert,
sich mit seiner ehemaligen DDR-Vergangenheit auseinanderzusetzen,
sollte dieses zunächst selber tun!

Djdeutschland

*hol‧o‧caust [hɔləkɔːst] Langenscheidts Wörterbuch Englisch:
Massenvernichtung f; Brandopfer n

Ho|lo|caust[hɔləkɔ:st] Duden 24. Auflage
Tötung einer großen Zahl von Menschen.


Natürlich muß ins Grundgesetz, daß wir nachfolgenden Generationen kein jahrtausendelang strahlendes Erbe hinterlassen dürfen!

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Am gestrigen Montag

wollte ich meine beiden Jung’s von der Schule abholen.
Kurz vorher bekam ich vom Größeren die Kurznachricht,
daß er keine Zeit für mich habe.
So holte ich den Kleineren ab
und unsere Erkundigungen in der Klasse des Größeren ergaben,
er habe sich zu einer Demonstration abgemeldet.
Näheres wusste man dort nicht.

Wir entschlossen uns, den Weg in die Stadt zu Fuß zu gehen.
Kurz vor dem Stadttor, in der Nähe des Bahnhofs,
kam uns der große Bruder in Begleitung eines Klassenkameraden entgegen.
Sie waren beide mit Atomkraft-Nein-Danke Stickern bepflastert
und mein Sohn zog einen Vordruck aus der Tasche,
auf dem ich als Erziehungsberechtigter
mein Einverständnis für sein Fehlen in der Schule
wegen der Wahrnehmung seines Grundrechts auf Demonstration,
durch Unterschrift erlauben sollte.

Es kamen Erinnerungen in mir hoch.

Sie berichteten von der Besetzung des Bahnhofs mit anderen Mitschülern,
aus Protest gegen den Atommülltransport.
Mein noch so junger größerer Sohn berichtete euphorisch von den Vorkommnissen
und dem damit verbundenen Polizeieinsatz und einer Anzeige gegen seine Schule.

„Die, die sich auf der Strecke haben einbetonieren lassen,
waren auch da!“ „Rein zufällig.“
„Das mache ich das nächste Mal auch“!

„NEIN!“ sage ich.
„Ich schaffe Arbeitsplätze;
von zehntausend Polizeibewerbern werden nur zehn Prozent genommen.
Mehr Einsätze; mehr Polizisten“,
höre ich den Jungen schwadronieren.

Woher hat er das bloß?

„Aus einer friedlichen Demonstration heraus können schnell gewalttätige Aktionen geführt werden“,
höre ich aus mir herauskommen…
Während ich den Vordruck unterschreibe, bittet mich der Klassenkamerad,
seinen auch zu unterschreiben und gibt mir einen Anti-Atomkraft-Sticker.

Ich schlage ein gemeinsames Essen beim Inder vor,
wo wir angeregt gewaltfreie Widerstands- und Sabotageformen diskutieren.
„Schließlich sind viele Polizisten auch gegen Atomkraftwerke,“ gebe ich zu bedenken.
Es kommen noch mehr Erinnerungen in mir hoch.

„Ich habe im Gegensatz zum Ex-Außenminister Fischer
noch niemals Gewalt gegen Menschen auf Demonstrationen angewendet.“

„Höchstens Druck.“

Ich muß mir auf die Zunge beißen, um ihnen nicht von meinen ‚Kriegserlebnissen“
und den diversen Ermittlungsverfahren wegen Widerstands
oder versuchter Gefangenenbefreiung zu erzählen…
Ich kann aber einen gewissen Stolz auf die Jungs nicht verhehlen.

Abends sitzen dann die Papas in der Bar
und jeder hat viel ‚Gutes‘ von seinen Kindern zu berichten…

Heute höre ich im Radio einen französischen Wissenschaftler,
der damit beschäftigt ist, Kommunikationsformen und Materialien zu entwickeln,
die in einer Millionen Jahren Menschen darauf hinweisen können,
wo sich radioaktiver Müll befindet.

Jungs, daß nächste Mal bin ich wieder mit dabei!

Der Kampf geht weiter!

YES WE CAN!

power
Bild: Djunior
DjDeutschland