Irritation und Verwirrung

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Illegaler Abriss: Köhler & von Bargen schaffen Tatsachen

Ist die Bauleitung des Bernhard Nocht Quartiers unfähig – oder war der Zusammenbruch der Brandschutzmauer bei dem denkmalgeschützten Haus gewollt?

Trotz massiver Bohrungen und Ausschachtungsarbeiten auf dem direkt angrenzenden Grundstück, war die Aussenwand des zur Sanierung bereiten Hauses nicht abgestützt und gesichert. Bereits wenige Stunden nach dem „Unfall“ beginnen die Investoren mit dem Abriss des ganzen Hauses. Nachbarn protestieren gegen „kalten Abriss“. Die nächtliche Intervention des Denkmalschutzamtes stoppt den Abriss vorerst. 

Gestern, 17.02.2012, zwischen 8 und 9 Uhr, kracht mit Getöse die komplette Außenwand des Hauses Bernhard Nocht Strasse 85 / 87 zusammen. Fassade und Teile des Bodens rutschen in die frisch daneben ausgehobene Baugrube.

Zum Glück kommen weder Passanten noch Bauarbeiter zu Schaden.

Die Straße wird gesperrt.

Vormittags untersuchen Bauprüfer des Bezirks Mitte und Beamte des Denkmalschutzamtes den entstanden Schaden.

Genehmigt wird – um weitere Gefahr abzuwenden – die losen Stücke an der offenen Hausseite abzutragen und einen Überhang von Trümmern zu beseitigen. Die Wand soll wieder aufgebaut werden.

Schweres Gerät fährt auf.

Nach Einbruch der Dunkelheit beginnen hastige grobe Abbrucharbeiten mit grossem Kran. Bis 23.00 muss das ganze denkmalgeschützte Haus abgerissen sein – geben die Bauarbeiter Auskunft.
Nachbarn aus dem angrenzenden Haus mit anderem Besitzer, werden nicht informiert und sind äusserst besorgt.

Um 18 Uhr versammeln sich zahlreiche empörte Nachbarn an der Baustelle. Allgemein herrscht Verblüffung darüber, in welch rasanter Geschwindigkeit der „Unfall“ eine Abrissgenehmigung produziert hat.
Nachbarn beobachteten schon Tage vor dem Einsturz der Mauer eine Absenkung des Bürgersteigs und wunderten sich, dass das Haus nicht abgestützt und geschützt wird.

Um 19:30 informiert ein Nachbar die Denkmalpflege über die nächtlichen Vorgänge auf der Baustelle. Dort ist man völlig überrumpelt von den Abrissarbeiten, denn tagsüber war vereinbart worden, dass das historische Treppenhaus in der Mitte des Gebäudes unbedingt zu erhalten ist.

Davon kann jedoch keine Rede sein: Ohne Rücksicht auf Verluste – und unter Aufsicht einer Bauprüferin des Bezirks Hamburg-Mitte – frisst sich der Bagger ins Haus hinein, reißt das Dach ab, bricht die schöne Fassade ein, beseitigt das historische Treppenhaus komplett.

Erst mit Eintreffen einer Verteterin des Denkmalschutzamtes wird der illegale Abriss vorerst gestoppt.

Während sich Bauleiter, Statiker, Bauprüfer und Denkmalpfleger zur Beratung zurückziehen, wird die Menge der Protestierenden an der Baustelle immer größer. Eine spontane Kundgebung findet statt, Nachbarn veranstalten ein Konzert mit Kochtöpfen, Feuerwerkskörper fliegen in Richtung Abrissbagger.

Kurz nach 22.00 ist klar: in der Nacht dürfen die Abrissarbeiten nicht weitergeführt werden. Am heutigen Samstag um 10.00 wird die Situation vom Denkmalschutzamt überprüft und neu bewertet.

Auf Druck der Nachbarschaftsinitiative NoBNQ hatten die Investoren sich verpflichtet, das Haus zu sanieren, alle Mieter und die Kneipe zurückkehren zu lassen und für 10 Jahre die derzeitigen Mieten einzufrieren.

(Protokoll des Aktionsnetzwerks gegen Gentrification – Es regnet Kaviar)

5 Antworten

  1. pedralski

    Man hat es drauf ankommen lassen, bei der Witterung war die ganze Woche nichts abgestützt worden. Jeder Auszubildende im Baugewerbe lernt bei dem Anblick der Baustelle und dem vorverlegen der BAusituation, seit Anfang der Woche was zu tun ist und welche Fassaden zu „sichern/stützen“ sind, vor allem beim Bautrieb in der „Grube“. Wenn die Bauleitung dies übersehen hat oder nicht über den Status des angerenzend Hauses informiert worden ist, sollte man bedenken „Abriss ist günstiger als Sanierung“, aus einer/s Not/Unfalls heraus, auf einem Freitagabend eine Strasse absperren zu können, samt Zubehör scheint doch etwas zu kontrolliert.

    Februar 18, 2012 um 4:55 pm

  2. Nichts ungewöhnliches in der Straße des organisierten Verbrechens!

    Februar 18, 2012 um 11:44 pm

  3. Als Ossi kann ich dem Thema Denkmalschutz echt nichts abgewinnen. In sone abgefuckten Muchten wäre bei uns keiner eingezogen. Aber die Wessis stehen offenbar auf Vorkriegsbauten mit Klo auf der denkmalgeschützten halben Treppe und Ofenheizung und knarrenden Dielen. Denen ist doch echt nicht zu helfen.

    Februar 19, 2012 um 7:04 am

  4. Darum geht es nicht Sloyment! Es geht um kriminelle Machenschaften in Wildwest Manier, die die Bewohner vertreiben sollen, die Mieten nach oben schiessen lassen und durch Verdichtung, bar jeder Bauvorschrift, die Lebensbedingungen hier massiv verschlechtern. St. Pauli ist eine einzige Aussentoilette! Der Ossi und seine Ignoranz gegenüber Geschichte, kann uns in diesen Tagen kein Vorbild sein.

    Februar 19, 2012 um 11:32 am

  5. Als alter Tatortgucker kann man sich nur fragen, wo ist das Motiv und wie kann eine Hamburger Polizei dabei behilflich sein, die Spuren am Tatort zu verwischen?

    Februar 19, 2012 um 7:16 pm

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