Lomu # 6 ‚Ein Offline-Experiment‘
Lomu sagt:
Cyberspace war gestern
und schickt uns
auf analoge Selbsterfahrung.
Gedächtnisprotokoll:
Nach dem wir aus dem kühlen alten Elbtunnel kommend,
uns im Immigration Office das Tagesvisum für den “FreePort” verschafft,
einen der weißen Anzüge,
in dem wirklich jeder sexy aussieht, übergesteift haben,
entschieden wir uns, vor die Frage gestellt,
Ozean, Dschungel oder Gipfel,
angesichts tropischer Temperaturen für die „Ozean Communtity“
Uns erwartet zunächst keine Erfrischung –
nach kurzer Instruktion werden wir alleingelassen
und dem erfahrenen Lomunauten klar,
daß man sich,
den Ozean,
mit allen Freiheiten,
nur selber basteln muß.
Wir sitzen schwitzend unter dem Dach der alten Zollstation,
auf Hockern, im Kreis vor einem „Flipchart“ aus Packpapier.
Etwas Ratlosigkeit und ein paar von uns mitgebrachte analoge
„Sozial-Tools“ breiteten sich vorsichtig aus,
Eine Gittarre, eine Skulptur mit Straußenfedern, und ein Überraschungsei aus dem Iran
Auf meine Anfrage, was es mit dem Sozial-Tool
Straußenfedern auf sich habe,
erzählt ein junger Regisseur von seiner Theaterinszenierung,
in der es mit Hilfe von Vögeln auf die Spitze getrieben wurde.
Der Rest schweigt.
Ich versuche mein Sozial-Tool Gittarre ins Spiel zu bringen.
Ich erzählte von einem neuen Hit ohne Strom
und gebe den Refrain „Duscht kalt“, zum besten.
Begeisterung bricht aus, die Deutschlandradioreporterin mit dem iranischen Überraschungsei zückt ihr Mikrofon.
Der Name für unsere Communnity ist gefunden!
Kalt duschen.
Doch keiner will singen.
Der Regisseur mag keine Protestsongs,
die schöne Gabi gibt an, kein Tool dabei zu haben, sich überhaupt nicht für das Internet zu interessieren (…) und auch nicht kalt zu duschen…
„Auch nicht heute?“, frage ich
„Ja heute…, vielleicht.“, sagt sie
Es stellt sich heraus, daß ihr Körper als Sozial-Tool dienen könnte.
Es wird die rote Fahne eines benachbarten Malers,
der gerade seine Ausstellung hostet, entliehen.
Die von der flux darauf am Boden liegenden Gabi vorgeführten Yogafiguren von einigen Teilnehmern nachgeahmt.
Vor dem geschlossenen Zollgittertor vorbeilaufende Passanten rufen ihre Hunde zurück.
Der benachbarte Künstler aus den Masuren findet eine Kassette mit Wal und Delfinstimmen und bringt auf Anfrage, zwei Schüsseln mit Wasser.
Wir beschließen als Gruppe mit Gabi durch ein gemeinsames OM den Klang des Ozeans zu erzeugen.
Es gelingt!
Jemand in der Gruppe hat ein Sozial-Tool-Handy mit einer digitalen OM-Aufnahme dabei.
Herbeigeeilte Lomu-Diplomaten sind vom Analogen begeistert.
Unter großer Anteilnahme der restlichen Gruppe
darf ich das noch verschlossene, bombengroße iranische Überraschungsei öffnen.
Die Spannung steigt ins unermessliche.
Die Überraschung, eine Motoryacht,
wird in einer der Wasserschüsseln zu Wasser gelassen,
hektisches Suchen nach Batterien beginnt,
Bewegung: Man schaut nach den anderen Communitys.
Bewertet die am Zollhäuschen angebrachten Thesen.
„Offline ist sympatischer als Online“, „Lieber Hippi als Facebookler“
„Ich networke also bin ich“…
Die „Gipfelcommunity“ auf der Rampe der Zollstation
füttert ihre Babys und schreibt jede Menge Thesen auf den Packpapierflipchart.
Die „Dschungelcommunity“ hat eine PR-Aktion gestartet, Budda dabei, und versucht mit Hilfe von Wasserbomben abzuwerben,
man wird selbst beworben, „Budda“ begrüßt das ausdrücklich!
Gegen Ende sind wir dann alle Grillcommunity.
Es gibt herrliche mitgebrachte scharfe Würstchen gegen die Hitze, Brot und unglaublichen Kuchen.
Traffic gibt es im Durchgang der alten Zollstation genug,
wir werden von einer Theateraufführung gestreift.
Es werden Schallplatten gespielt.
Am Ende bekomme ich sogar einen Koffer für meine Gittarre geschenkt.
Ich fand es herrlich SUBVERSIV.
Djdeutschland
Hallo DJ,
hier meldet sich der Regisseur, der mit den Pfauen flüstert. Ich fand unsere Lomu-Erfahrung auch schön. Besonders im Nachinein, da wird ja meist alles schön. Aber auch dabei, mal wieder ein paar Weltverbesserer offline getroffen und schön Om gesungen und geschwitzt. Jedenfalls besser als Logbücher zu schreiben. Bin mittlerweile Richtung indischen Ozean aufgebrochen. Das iranische Boot wurde von Piraten gekarpert, die es mir nur gegen die Herausgabe unserer Hymne zurückgeben wollen. Darf ich? Ist schließlich Dein Text gewesen. So lange bin ich also noch auf dieser Insel und warte. Die Wellen sind zu hoch, ich kann nicht surfen. Aber es gibt ja unsere Community Ozean, da bin ich nicht so einsam, was will man mehr. Beste Grüße und wäre toll, wenn Du Deinen Dusch-Song hierher schicken könntest. Hier kommen auch Flaschenposten an – oder eigentlich nur. Plitschplatsch.
August 1, 2008 um 1:55 am
Nichts leichter als das.
Tiefe Freude erfüllt mein Herz, daß auch jemand wie Du
sich doch noch für den Protestsong begeistern kann.
Vor allem für den ohne Strom.
Werde eine vollgesungene Flasche davon in die Elbe werfen.
Aber auch das Logbuch schreiben muß sein.
Von nun an wird „zurückdesinformiert“!
Think lokally, act globally!
Dj
August 1, 2008 um 9:50 am
Buddha aus der Jungle Community interferiert mit den Wellen des ozeanischen OMs…
http://en.wikipedia.org/wiki/Frank_Feather
August 1, 2008 um 11:44 am
An DJ:
Eben ist Deine Flasche angespült worden. Leider hatte sich ein Wurm in den Korken gebohrt, so dass die Flasche halb gefüllt war mit Ozeanwasser und halb mit Deiner Stimme. Die Klang dann so: Schusch schalz. Schöne Schtrom. Schusch Schaltz. Schöne Strom. Die Piraten interpretieren den Song jetzt als „Schöner Strom“, als Aufforderung die Insel mit Stromleitungen zu untergraben und die Inselwelt für die Touristen zu illuminieren. Bald wird es hier aussehen wie in Disney’s Robinson’s Island oder LasVegas‘ Carribean World mit einer elektrischen Bummelbahn und ölverklebten Gewässern. Und alles nur wegen eines Protestsongs…so wie die Befreiung der 68er Protestler den kommerziellen Ausverkauf von Sex, Drugs, Rock n Roll, Bio und Freiheit erst möglich gemacht haben. Die Ozeanwelt stirbt! Jetzt versuche ich über Wasserkraft zu verhandeln…wo ist die Community?
August 1, 2008 um 1:17 pm
Das war nicht meine Flasche!
Das war Flaschenpost von RWE-Clement und dem korrupten SPD-Vorstand.
Du befindest Dich auf Mururoa!
Wer hat uns verraten…
Werde zusammen mit den Oberpfälzer-Sägefischen
sofort ein Rettungsteam zusammenstellen.
Halt durch.
Dj
August 1, 2008 um 4:47 pm
Bei euch schien’s ja lustig gewesen zu sein :-),
bei uns war’s ÖÖÖÖDE. Wurde alles viel zu ernst genommen- hab‘ Dir das ja schon erzählt mit der INTELLIGENZ und dem KÖNNEN. Rege mich da immernoch d’rüber auf.
Musste grad‘ über das lachen, was du über Lack-und-Leder-Gabi geschrieben hast… Ich weiß nicht, aber ich hab‘ die Befürchtung, daß es -wenn alle Männer so wären wie Du- nur Frauen in high heels, Lack und Leder geben würde… (natürlich erst nach dem Besuch Deines bootcamps in Afghanistan^^)
Grüßle, die Plenske
August 5, 2008 um 11:47 pm
Liebste Plenske!
Danke für den Kommentar.
Obwohl ich zugeben muß, daß ich überlegen musste ob ich das veröffentlichen kann…
Zunächst sei erwähnt, daß Du in der Dschungelkommunity warst
und mit Deiner „Renitenz“, ich liebe Dich dafür, nicht gerade perfekt zu „Budda“ gepasst hast.
Lack und Leder ist speziel beim Yoga nicht unbedingt die richtige Bekleidung.
Aber gut, wenn Du unbedingt willst, kannst Du ja mal was anprobieren bei mir,
der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. In Schwarz-Rot-Gold versteht sich…
Dj
August 6, 2008 um 7:17 am
Hehe
Musste grad´ gucken, was Renitenz heißt. ICH BIN NICHT AUFSÄßIG UND WIEDERSPENSTIG!
Ich trage kein Lack und Leder- außer ne Lederjacke- dann aber nich in schwarz-rot-gold, sondern mir nem gerupften Bundesadler.
Lack-und-Leder-Gabi hat das hier immer noch nich gelesen, nervt mich aber wahnsinnig damit… werds ihr heute zeigen.
kannst dich vllt auf nen anruf gefasst machen :-P
grüßle Plens
(PS hab keinen Studienplatz -.-)
August 20, 2008 um 9:50 am
Du bist renitent!
Oder willst Du bei mir Lack und Leder studieren?
Grüße an Gabi!
Dj
August 20, 2008 um 2:11 pm
ich habs gelesen. lisa nervt mich jetzt, das ich hier was schreiben soll. bin froh das kein foto dabei ist, weil der fisch falsch war.
und meine tochter kleidet sich nicht in lack und leder!
gruß du dj
August 20, 2008 um 6:15 pm
Lack und Leder, Gabi?
August 20, 2008 um 7:33 pm
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