Ich liebe Deutschland
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
schon bei Ihrem Amtsantritt im Sommer 2004
habe ich wegen Ihnen die erste Wette verloren.
Ich hatte mit Nico Palermo um fünfzig Euro gewettet,
daß Sie bei Ihrer Antrittsrede,
„Ich liebe Deutschland“ gesagt haben,
und nicht: „Ich liebe unser Land“.
Jetzt machen Sie Wahlkampf
und äußern sich zu verschiedensten,
gesellschaftspolitischen Themen.
Zum Beispiel zum Markt,
der ein „Monster“ sei.
Herr Köhler,
Sie haben doch mal dem
Internationalen-Währungsfonds vorgestanden,
IWF.
Sie müssten uns doch eigentlich,
erheblich professionellere Antworten geben können!
Zum Beispiel warte ich schon über Ihre gesamte
bisherige Amtszeit auf ein Wort zum Euro,
dessen Einführung – von Weizsäcker sagte:
„Eine der größten Friedensleistungen der Menschheitsgeschichte“ –
zu erheblicher Teuerung geführt hat.
Sie rechnen uns das immer schön,
so um zwei, drei Prozent,
mit den billigen Elektrogeräten aus China.
Alles andere ist nämlich sofort
mindestens doppelt so teuer gewesen!
Ebenfalls unprofessionell sind Ihre Vorschläge
zu einer direkten Wahl des Bundespräsidenten.
Das passt nicht zu einer parlamentarischen
Demokratie wie wir sie haben.
Ihre Gegenkandidatin möchte ja dem Volk
„demokratische Zusammenhänge und Entscheidungsabläufe“
näher bringen.
Eine gute Idee!
Herzlichst
Djdeutschland
11.12.2008
Bundespräsident Horst Köhler
Köhler und die Konjunktur
Der Bundespräsident versieht sein Amt politisch
Von Sabine Adler, Leiterin Hauptstadtstudio Berlin
Alle Schwaben bitte einmal weghören! Folgende Frage geht an sämtliche Nichtschwaben im Land: Wissen Sie, was pfupfern ist. Wenn jemanden etwas pfupfert?
Bundespräsident Horst Köhler
Köhler und die Konjunktur
Der Bundespräsident versieht sein Amt politisch
Von Sabine Adler, Leiterin Hauptstadtstudio Berlin
Alle Schwaben bitte einmal weghören! Folgende Frage geht an sämtliche Nichtschwaben im Land: Wissen Sie, was pfupfern ist. Wenn jemanden etwas pfupfert?
Unseren Bundespräsidenten pfupfert es nämlich. Und da sollte man schon wissen, worum sich die Sache dreht. Weil man von diesem Mann, der von sich sagt, dass er keinen Wahlkampf führt, um nach dem Mai nächsten Jahres weiter Bundespräsident zu bleiben, weil man also von diesem Mann immer etwas lernen kann, erfahren wir, dass es ihm in den Fingern juckt, pfupfert.
Es juckt Horst Köhler, eine zweite Weltfinanzkonferenz einzuberufen, ähnlich wie 1944 in Bretton Woods, als …
Wer, wenn nicht ein deutscher Bundespräsident, das Oberhaupt der Bundesrepublik, sollte eine solche Zusammenkunft initiieren können?
Jeder ist besser dafür geeignet, als ausgerechnet der Mann aus dem Schloss Bellevue, sagen die einen, die verlangen, dass er sich nicht in das aktuelle Tagesgeschäft einmischen soll.
Doch als ausgewiesener Bankenfachmann, als Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds, ja auch als ehemaliger Vorsitzender des Sparkassenverbandes, ein Titel, den Kritiker gern süffisant auf Sparkassendirektor zusammenschrumpfen ließen, weiß Horst Köhler sehr genau, wovon er spricht, kann sein Wort Gewicht haben, gerade weil er nicht mehr Teil des Finanzsystems ist.
Können wir in einer Zeit, da uns die größte Finanz- und Wirtschaftskrise ins Haus steht, deren Ausmaß niemand vorhersagen kann, können wir in diesem Augenblick darauf verzichten, einen der klügsten Köpfe zu hören, seinen Rat auf später zu vertagen, weil es sich im Amt nicht schickt? Natürlich nicht.
Wer sich als Hüter des tagesaktuellen Kommentars des Bundespräsidenten aufspielt, hätte viele Male zuvor dazu Gelegenheit gehabt. Genaugenommen bei seiner ersten wichtigen und wohl schwierigsten Rede, der zur Begründung der Auflösung des Bundestages 2005.
Dieser Bundespräsident versieht sein Amt politisch, er mahnt, lobt und tadelt die Regierung, der dies naturgemäß nicht immer gefällt. Die Bürger honorieren seine unbequemen Worte, natürlich auch, weil sie mitunter Genugtuung darüber empfinden, wenn den Politikern von Zeit zu Zeit die Leviten gelesen werden.
Doch sollten sie sich nichts vormachen lassen: Dieser Präsident ist selber ein Politiker. Er wird es mehr und mehr. Einer, der sich für dieses Land engagiert und dies gern weiter tun möchte vom höchsten Platz aus, den das Land zu vergeben hat. Einer, der auffälligerweise oft in großer Distanz zu den Parteien agiert, einschließlich seiner CDU.
Wenn Gesine Schwan in dieser Stunde, von der Sozialdemokraten meinen, es sei die ihre, so wenig zu sagen hat, dann liegt das nicht an Horst Köhler.
Wenn Horst Köhler allerdings behauptet, keinen Wahlkampf für sein Amt zu machen, ist dann wohl eher die Aussage eines Politikers und nicht des Präsidenten, von dem er zu Recht sagt, dass dieser kein Neutrum sein könne.
Dezember 19, 2008 um 8:51 pm